Harnblasenkarzinom

Das Harnblasenkarzinom stellt den häufigsten Tumor des Harntrakts dar und ist bei Mann und Frau der viert- bzw. acht häufigste solide bösartige Tumor. Etwa 70 Prozent der Harnblasentumoren werden frühzeitig entdeckt, sodass zum Zeitpunkt der Diagnose lediglich die Oberfläche der Harnblase befallen ist. In diesen Fällen kann die Erkrankung durch minimal eingreifende Maßnahmen therapiert werden. Bei rund 30 Prozent der Patienten ist der Tumor jedoch bereits in die Muskulatur oder tiefer ins Körperinnere eingedrungen. In diesem Falle wird in der Regel die Blase entfernt.

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c--Heidenreich-Axel
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c Axel Heidenreich

Klinikdirektor, Leiter Uro-Onkologisches Zentrum

Privatsprechstunde und Zweitmeinung
Montags 08:30 - 15:30 Uhr
Diagnostik- und Therapiezentrum West (DTZ), Ebene 1, Raum 1.060

Prof. Dr.--Pfister-David
Prof. Dr. David Pfister

Stellvertretender Klinikdirektor, Netzkoordinator Uro-Onkologisches Zentrum

Mittwoch 11:30-15:30 Uhr
Diagnostik- und Therapiezentrum West (DTZ), Ebene 1, Raum 1.060

Univ.-Prof. Dr.--Paffenholz-Pia
Univ.-Prof. Dr. Pia Paffenholz

Sprechstunde: Dienstag 08:00 - 14:00 Uhr
Uro-Onkologische Sprechstunden im CIO Gebäude (Haus 70)

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Oberflächliches (nicht-muskelinvasives) Harnblasenkarzinom

Bei Patienten mit oberflächlichen Tumoren ist der Tumor lediglich auf die innere Schleimhaut der Blasenwand begrenzt und kann daher über die Harnröhre (d.h. transurethral) entfernt werden. Um die Rückfallrate möglichst gering zu halten und auch Tumoren im Anfangsstadium erkennen zu können, die mit der herkömmlichen Methode der Blasenspiegelung nicht zu erfassen sind, wendet die Klinik für Urologie die sogenannte Methode der Floureszenzzystoskopie an. Hierbei wird die Blase mit einer floureszierenden Flüssigkeit versehen, sodass bei der Operation auch kleine, primär unverdächtige Areale erkannt und entfernt werden können. Auf diese Weise sinkt die Gefahr eines Rückfalls um etwa 30 bis 40 Prozent, auch das Risiko, an Blasenkrebs zu sterben, lässt sich dank dieser Methode deutlich reduzieren.

Muskelinvasives Harnblasenkarzinom

Zeigt sich, dass der Tumor bereits in die Muskulatur der Harnblase eingewachsen ist, besteht ein deutlich erhöhtes Risiko der Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasierung), so dass hier eine operative Entfernung der gesamten Harnblase empfohlen wird. Im Rahmen dieser Operation werden beim Mann die Harnblase und die Prostata mit den dazugehörigen Samenblasen entfernt. Je nach Alter des Patienten und Tumorausdehnung kann jedoch eine prostataschonende Harnblasenentfernung durchgeführt werden, bei der versucht wird, Potenz, Ejakulation und Kontinenz zu erhalten. Bei der Frau werden Harnblase, Gebärmutter, Eierstöcke und der obere Scheidenstumpf entfernt.

Je nach Alter, Vorerkrankungen, Fingerfertigkeit, Patientenwunsch und Tumorausdehnung werden entweder ein kontinenter Blasenersatz aus Darmanteilen (zum Beispiel Neoblase/ Pouch) oder eine inkontinente Harnableitung mittels Stoma über die Bauchdecke (zum Beispiel Ileum-Conduit/ Harnleiter-Hautfistel) favorisiert.

Bei lokal fortgeschrittenen Harnblasentumoren oder bei bereits vorhandenen Tumorabsiedlungen in den Lymphknoten wird vor der Operation die Durchführung einer Chemotherapie empfohlen, um kleinere Mikrometastasen abzutöten und um die Operabilität zu verbessern. Besteht nach einer Blasenentfernung eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv, kann eine Chemo- oder Immuntherapie notwendig werden.

Metastasiertes Harnblasenkarzinom

Die Standardtherapie beim metastasierten Urothelkarzinom der Harnblase ist in der Erstlinienbehandlung eine Kombinationschemotherapie, welche in der Regel aus einer platin-haltigen Substanz (Cisplatin/Carboplatin) besteht. 30-50% aller Patienten sind jedoch auf Grund anderer Erkrankungen, vor allem wegen einer eingeschränkten Nierenfunktion, nicht für eine cisplatin-haltige Chemotherapie geeignet sind. Für diese Patienten kann eine Aufteilung der Chemotherapie auf geringere Dosierungen an verschiedenen Tagen sinnvoll sein. Alternativ kann bei Vorhandensein bestimmter pathologischer Merkmale (PDL-Status) auch eine Immuntherapie in der Erstlinie angewendet werden. Immuntherapeutika, sog. Checkpointinhibitoren, haben seit einigen Jahren Einzug in die Therapie des Urothelkarzinoms gehalten. So werden Immuntherapeutika auch als Erhaltungstherapie bei Ansprechen auf die Erstlinien-Chemotherapie oder als Zweitlinientherapeutika eingesetzt, da diese Präparate hier einen Überlebensvorteil zeigen.

Nach bereits erfolgter Chemotherapie und immun-onkologischer Therapie standen beim metastasierten Urothelkarzinom bisher eine Chemotherapie mit Paclitaxel, Docetaxel oder Vinflunin zur Verfügung. Die medianen Überlebenszeiten dieser Therapie-Regime ist jedoch mit 6 - 7 Monaten niedrig. Basierend auf der Phase-III-Studie EV-301 hat die EU-Kommission Anfang des Jahres 2022 als eine neue Therapieoption Enfortumab vedotin für die Behandlung erwachsener Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom zugelassen, die zuvor eine platinhaltige Chemotherapie und eine Immuntherapie erhalten haben. Enfortumab vedotin ist ein sog. Antikörper-Wirkstoff-Konjugat. Bei Nachweis von bestimmten pathologischen Veränderungen ist zudem eine Therapie mit Präparat Sacituzumab govitecan, einem anderen Antikörper-Wirkstoff-Konjugat oder dem FGFR-Inhibitor Erdafitinib möglich. Erdafitinib ist jedoch bisher nur in den USA zugelassen.

Wir führen in unserer Klinik mehrere Studien zum muskelinvasiven und metastasierten Urothelkarzinom durch.

Für weitere Fragen zu Studien wenden Sie sich bitte an unser Studienbüro unter :
E-Mail urologie-studienkoordination@uk-koeln.de oder telefonisch unter +49 221 478-82112/3.