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Nieren- und Harnleitersteine
Die Einheit aus Nieren, Harnleitern (Ureter), Blase und Harnröhre (Urethra) wird als Harntrakt bezeichnet. Nieren- und Harnleitersteine sind ein sehr häufiges Krankheitsbild in Wohlstandsgesellschaften. Der Stein entwickelt sich aus sehr kleinen Kristallen, die sich vom Urin im Harntrakt abspalten. Die Steine sind typischerweise in der Niere oder im Harnleiter gelegen.
Nieren- oder Uretersteine können unbemerkt von alleine abgehen, in manchen Fällen kann dieser Vorgang jedoch mit sehr starken Schmerzen verbunden sein. Aufgrund des Wandels des Ernährungs- und Lebensstils in unserer westlichen Gesellschaft neigen immer mehr Menschen zur Bildung von Steinen im Harntrakt.
Häufigkeit und Verteilung von Nieren- und Harnleitersteinen in Europa
- Steine sind häufig: 1 von 10 Personen formt im Laufe des Lebens einen Stein.
- Männer sind 3 Mal häufiger betroffen als Frauen. In letzter Zeit lässt sich jedoch ein Anstieg von Frauen mit Harnleitersteinen verzeichnen, eventuell auf Grund des Wandels von Lebens- und Ernährungsgewohnheiten.
- Meist bilden sich Steine im Alter von 30 bis 50 Jahren.
- Patienten, die einmal einen Stein gehabt haben, neigen zu wiederholter Steinbildung.
Diagnostik
- Häufig deutet die typische Schmerzsymptomatik oder Blut im Urin bereits auf ein Steinleiden hin.
- Zur Sicherstellung des Verdachts wird ihr behandelnder Arzt bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie (CT) anwenden. Hierdurch kann gleichzeitig die Größe des Steins festgestellt und die genaue Position des Steins im Harntrakt bestimmt werden.
- Die Computertomographie ist hierbei das Mittel der Wahl.
- Manchmal können Steine, die keine Symptome verursachen, auch zufällig während einer Röntgenaufnahme festgestellt werden
Therapien
Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie (ESWL)
Nachdem der Stein durch Röntgenaufnahmen oder Ultraschall genau geortet wurde, wird er wiederholt mit Ultraschall Stoßwellen beschossen. Die Stoßwellen sorgen meist dafür, dass der Stein in kleine Teile zerbricht und in den nächsten Wochen leicht den Harntrakt passieren und mit dem Urin abgehen kann. Nach einer ESWL können Sie noch am gleichen Tag nach Hause entlassen werden und nach zwei bis drei Tagen wieder ihrem normalen Alltag nachgehen. Die nächsten Wochen sollten Sie ihren Urin sieben, um die kleinen Steine zur Bestimmung der Ursache Ihres Steines zu sammeln. Die ESWL ist eine sehr sichere Methode, trotzdem kann es die Tage danach noch zu Blut im Urin kommen. Es kann vorkommen, dass Teile des Steines immer noch zu groß sind um von alleine abzugehen und Schmerzen verursachen. Der Stein muss dann auf andere Weise entfernt werden. Die ESWL ist nicht für alle Steinarten geeignet.
Ureterorenoskopie (URS)
Bei der Ureterorenoskopie wird unter Vollnarkose ein halbstarres oder flexibles sehr dünnes Instrument (Ureteroskop) über die Harnröhre in die Harnblase und weiter in die Harnleiter eingeführt. Durch eine kleine Kamera am Instrument kann der Operateur den Stein orten. Über einen Kanal im Instrument können Geräte zum Greifen und Zertrümmern des Steines wie Zangen oder Laserfasern eingeführt werden. Manchmal wird zudem ein flexibler Siliconschlauch als Platzhalter (auch Harnleiterschiende, Splint oder Doppel-J genannt) für einige Tage im Harnleiter belassen. Die Harnleiterschiene wird meist nach 2-14 Tagen entfernt. Nach einer URS können Sie noch am Folgetag nach Hause entlassen werden und nach zwei bis drei Tagen wieder ihrem normalem Alltag nachgehen.
Perkutane Nephrolitholapaxie
Ein kleiner Schnitt wird unter Vollnarkose im Rücken oder der Flanke gesetzt, groß genug um ein starres Instrument einzuführen. Durch eine Kamera ortet der Operateur den Stein. Über einen Kanal im Instrument können Geräte zum Greifen und Zertrümmern und Aufsaugen des Steines eingeführt werden. Nach Entfernen des Steines wird meist ein Katheter zum Ableiten des Urins für einige Tage in der Niere belassen. Meist müssen Sie für zwei bis drei Nächte stationär aufgenommen werden. Nach ein bis zwei Wochen können Sie wieder ihrem normalen Alltag nachgehen. Dies ist eine gute Methode für große Steine in der Niere.
Häufig gestellte Fragen
Der Urin enthält sehr viele Mineralien und Salze. Normalerweise sind diese gelöst. Bei hohen Konzentrationen dieser Mineralien und Salze kann es zur Ausflockung dieser Substanzen im Hohlsystem des Harntrakts kommen und ein kleiner Stein entsteht. Dieser Stein kann mit der Zeit an Größe gewinnen. Manche Steine verbleiben in der Niere und verursachen keinerlei Beschwerden. Andere gehen unbemerkt mit dem Urin ab. Häufig bleibt der Stein jedoch auch im Harnleiter (dem Kanal zwischen Niere und Blase) hängen. Der Urinfluss von der Niere zur Blase wird dadurch behindert. Dadurch kommt es zu einem Aufstau von Urin. Dies verursacht Schmerzen.
Es gibt verschiedene Arten von Nierensteinen. Ihre Zusammensetzung ändert sich je nach Steinart
- Kalziumsteine
- Mit einem Anteil von 80% der häufigste aller Steine
- Besteht aus Calcium-Oxalat (häufig) oder Calcium-Phosphat (selten)
- Ursache: Ein hoher Kalziumgehalt im Urin steigert das Risiko einen Kalziumstein zu bilden, ist aber nicht zwingend erforderlich
- Harnsäuresteine
- 5-10% aller Steine
- Harnsäure ist ein Abfallprodukt des Körpers
- Harnsäure flockt aus, wenn der Urin zu sauer ist
- Ursache für sauren Urin sind Übergewicht, chronischer Durchfall, Typ 2 Diabetes (hoher Blutzucker), Gicht, fleischreiche Ernährung und wenig Obst und Gemüse.
- Struvitsteine
- 10% aller Steine
- Auch Infektsteine genannt
- Entstehen durch chronische Infektionen des Harntrakts
- Cystinsteine
- Weniger als 1% aller Steine
- Cystin ist eine Aminosäure, die in bestimmten Lebensmitteln vorkommt
- Normalerweise absorbieren die Nieren Cystin aus dem Urin
- Bei erblichen metabolischen Störungen ist die Absorbation von Cystin gestört und es formen sich Cystinsteine im Urin
- Cystinsteine können sich oft schon bei Kindern bilden
- Zu weiteren selteneren Steinarten beraten wir Sie gern.
- Geringes Urinvolumen
- Durch Verlust von Körperflüssigkeiten wie bei anstrengender Arbeit, heißen Temperaturen und/oder zu wenig Trinken
- Bei geringem Urinvolumen ist der Urin sehr stark konzentriert und verfärbt sich dadurch dunkel, da weniger Flüssigkeit zum Lösen der Salze im Urin vorhanden ist
- Durch ausreichendes Trinken (2-3 Liter pro Tag) lässt sich dieses Risiko leicht minimieren. Entscheidend ist die Menge des produzierten Urins. Daran muss die Trinkmenge angepasst werden
- Ernährung
- Aufnahme von zu viel Calcium mit der Nahrung kann zur Entstehung von Calciumsteinen führen. Nichtsdestotrotz ist Calcium wichtig für die Knochenfestigkeit
- Anstatt einer calciumarmen Ernährung, sollte besser weniger Salz konsumiert werden, die Niere hat dadurch mehr Kapazitäten Calcium aus dem Urin wieder aufzunehmen
- Oxalat ist ein wichtiger Bestandteil von Steinen. Oxalatreiche Ernährung kann zu Nierensteinen führen
- Eine fleischreiche Ernährung macht den Urin saurer. Das begünstigt die Entstehung von Calciumoxalat und Harnsäuresteinen
- Häufiger Durchfall
- Chronische entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Culitis ulcerosa oder Operationen im Verdauungstrakt führen oft zu chronischem Durchfall
- Der Körper verliert hierdurch sehr große Mengen an Wasser, was wiederum zu einem geringen Urinvolumen führt
- Fettleibigkeit
- Fettleibigkeit verändert den Säuregehalt des Urins und begünstigt dadurch die Entstehung von Steinen
- Andere Krankheiten
- Überfunktion der Nebenschilddrüse
- seltene Erbkrankheiten wie zum Beispiel die Cystinurie können das Steinrisiko erhöhen
- Bestimmte Medikamente
- Teilen Sie unbedingt ihrem behandelten Arzt mit welche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel Sie einnehmen
- Setzen sie Medikamente nicht eigenständig ab
- Nierensteine in der Familie
Ein wichtiger Teil Ihrer Behandlung ist die Ursachenfindung. Verschiedene Tests können hierfür durchgeführt werden. Einige mögliche Tests sind nachfolgend aufgelistet.
- Analyse Ihrer Vorerkrankungen, Ernährungsgewohnheiten und Steinleiden in der Familie
- Blut und Urinuntersuchungen
- Steinanalyse
Viele Nierensteine verursachen keinerlei Beschwerden und gehen spontan ab. Wenn der Stein im Harnleiter stecken bleibt, wird der Fluss des Urins behindert. Es kommt zur Aufstauung des Urins und zur Erweiterung der vorgestellten Abschnitten des Harntraktes (Harnstauungsniere). Die Dehnung des Nierenbeckens und die lokale Reaktion führen zu kolikartigen
Häufige Beschwerden bei Nierensteinen:
- Ein stechender, krampfartiger Schmerz im Rücken und der Flanke. Oft zieht dieser Schmerz bis in den Unterleib und die Leiste. Meist tritt der Schmerz plötzlich ein, kommt und geht in Wellen. Dieser wellenförmiger Schmerz entsteht dadurch, dass die Muskulatur des Harntraktes immer wieder versucht den Stein auszustoßen.
- Das Gefühl starken Harndranges.
- Häufiges Wasserlassen.
- Brennen beim Wasserlassen.
- Dunkler oder roter Urin durch Blutbeimengungen, oft nur mikroskopisch sichtbar.
- Übelkeit und Erbrechen.
- Bei Männern: Schmerzen an der Penisspitze.
Nachdem festgestellt wurde, warum Sie Steine bilden, können wir Ihnen helfen das Risiko eines weiteren Steinleidens zu reduzieren. Eine zentrale Säule stellt hierbei die Änderung Ihrer Ernährungsgewohnheiten dar. Einige Medikamente wie Thiaziddiuretika, Kalziumcitrate oder Allopurinol u.v.m. können auch dazu beitragen das Entstehen neuer Nierensteine vorzubeugen.
Häufig deutet die typische Schmerzsymptomatik oder Blut im Urin bereits auf ein Steinleiden hin. Zur Sicherstellung des Verdachts wird ihr behandelnder Arzt bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie (CT) anwenden. Hierdurch kann gleichzeitig die Größe des Steins festgestellt und die genaue Position des Steins im Harntrakt bestimmt werden. Die Computertomographie ist hierbei das Mittel der Wahl. Manchmal können Steine, die keine Symptome verursachen, auch zufällig während einer Röntgenaufnahme festgestellt werden.
Die Behandlung ist abhängig von der Art des Steines, die Stärke und Dauer ihres Leidens. Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten die nachfolgend vorgestellt werden. Wir werden mit Ihnen gemeinsam die für Sie beste Möglichkeit erörtern. Häufig kann man darauf warten, dass der Stein von selbst abgeht. Kleine Steine haben eine höhere Möglichkeit von selbst abzugehen als Große. Bestimmte Medikamente können diese Vorgang unterstützen, indem sie den Harnleiter entspannen und ein passieren des Steins erleichtern. Schmerzmittel und Medikamente gegen Übelkeit können die Beschwerden lindern.
Bei Fieber, Schüttelfrost oder länger andauernder Schmerzen in der entsprechenden Flanke ist eine sofortige Untersuchung durch einen Arzt unbedingt erforderlich!
- Wenn der Stein nicht von selbst abgeht.
- Zu große Schmerzen, um auf einen spontanen Abgang zu warten.
- Der Stein verschlechtert die Nierenfunktion.
- Es kommt zu Infektionen des Harntraktes.
Heutzutage sind Operationen zur Entfernung eines Steines meist minimal-invasiv, das heißt es wird nur ein kleiner oder gar kein Schnitt gesetzt, die Operation verläuft sehr schnell und verursacht nur geringe Beschwerden bei schneller Genesung.
- Leicht Blutbeimengungen im Urin sind bei Harnleiterschienen normal. Eine gesteigerte Trinkmenge ist empfohlen.
- Die Harnleiterschiene ist ein Fremdkörper und kann zu Harndrang und bewegungsabhängigen Schmerzen führen.
- Durch den fehlenden Ventilmechanismus kann beim Wasserlassen gelegentlich ein Druck im Bereich der Niere entstehen. Häufigeres Wasserlassen hilft den Blasendruck zu verringern.
- Eine Harnleiterschiene muss in der Regel nach spätestens 3 Monaten entfernt oder gewechselt werden, (Ausnahme: speziell beschichtete Langliegeschienen)
- Bei Fieber oder Schüttelfrost muss eine umgehende urologische Vorstellung erfolgen.